In der heutigen Geschäftswelt sehen sich Unternehmen in Deutschland mit einem akuten Fachkräftemangel konfrontiert, was in vielen Branchen und Regionen zu spürbaren Engpässen bei der Besetzung von Fachkräftestellen führt.
Diese Herausforderung hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.
In diesem Blogpost werden wir die Gründe hinter diesem Mangel beleuchten, aktuelle Prognosen analysieren und praktische Lösungsansätze vorstellen, die Unternehmen dabei unterstützen, qualifizierte Fachkräfte für ihre offenen Positionen zu gewinnen.
Was ist Fachkräftemangel?
Fachkräftemangel bezieht sich auf die Situation, in der die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften signifikant größer ist als das Angebot auf dem Arbeitsmarkt. Dieser Mangel erstreckt sich flächendeckend über einen längeren Zeitraum und bedeutet, dass Unternehmen mehr offene Stellen für Fachkräfte haben, als geeignete Kandidaten verfügbar sind.
Es ist wichtig zu beachten, dass der Fachkräftemangel in verschiedenen Branchen, Berufsgruppen oder Regionen unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann.
Im Allgemeinen betrifft er nicht die gesamte Volkswirtschaft, kann jedoch langfristige Auswirkungen haben. Die Entstehung eines Fachkräftemangels wird oft durch die Dynamik des Arbeitsmarktes begrenzt und kann als vorübergehender Engpass für bestimmte Fachkräfte betrachtet werden.
Was sind Fachkräfte?
Fachkräfte bezieht sich auf erwerbsfähige Personen in Deutschland, die entweder ein anerkanntes akademisches Studium oder eine mindestens zweijährige Berufsausbildung erfolgreich abgeschlossen haben.
Fachkräfte können sowohl Metallfacharbeiter mit Berufsausbildung als auch diplomierte Maschinenbauingenieure in der Metallbranche sein. Im Kontext der Arbeitskräftemangel und Personal-Bedarf sind Fachkräfte hochqualifizierte Personen mit spezifischem Fachwissen und Ausbildung.
Gibt es einen Fachkräftemangel in Deutschland?
thematisiert die langjährige Diskussion in den Medien über das Vorhandensein eines Fachkräftemangels in Deutschland. In den Medien wird dieser oft als eine ernsthafte Bedrohung für die Volkswirtschaft dargestellt, und es gibt Schlagzeilen wie “Jobkiller Fachkräftemangel”, bei denen ganze Branchen auf “Personaljagd” gehen. Doch die Frage bleibt, ob Deutschland tatsächlich unter einem flächendeckenden Fachkräftemangel leidet.
Das Bundesministerium für Wirtschaft erkennt die “Sicherung des Fachkräftebedarfs” als eine der großen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte an. Es betont die Notwendigkeit, dass Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam daran arbeiten müssen.
Obwohl das Wirtschaftsministerium nicht von einem deutschlandweiten Fachkräftemangel spricht, erkennt es einen dringenden Handlungsbedarf in bestimmten Branchen und Regionen. Denn die Sicherung einer starken Fachkräftebasis ist entscheidend für die langfristige und nachhaltige Sicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschland.
In diesem Zusammenhang verwenden Arbeitsmarktexperten eher den Begriff “Fachkräfteengpässe” anstelle von “Fachkräftemangel”.
Wie man Fachkräftemangel misst
Eine entscheidende Kennzahl in diesem Zusammenhang ist die Vakanzzeit, die von der Bundesagentur für Arbeit regelmäßig nach Berufsbereichen und Regionen untersucht wird. Die Vakanzzeit beschreibt den Zeitraum zwischen der Ausschreibung einer offenen Stelle und ihrer Besetzung, sei es durch Vermittlung, Neueinstellung oder Stornierung.
In Deutschland hat sich die Vakanzzeit in den letzten zehn Jahren kontinuierlich erhöht, von durchschnittlich 63 Tagen im Jahr 2007 auf 130 Tage im Jahr 2019. Längere Vakanzzeiten sind nicht nur unproduktiv für Unternehmen, sondern verursachen auch hohe Kosten, die vermieden werden sollten.
Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln gab es im Dezember 2020 insgesamt 195 Engpassberufe von insgesamt 1.226 Berufsgattungen, bei denen es weniger qualifizierte Arbeitslose gab als offene Stellen. Dies ist ein deutliches Anzeichen für Fachkräfteengpässe in immer mehr Branchen. Unternehmen stehen unter Druck, da der Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte intensiver wird und sie um die Gewinnung neuer Talente kämpfen müssen.
Ursachen und Folgen des Fachkräftemangels
Demographischer Wandel
Die Hauptursache für den Fachkräftemangel in verschiedenen Branchen, nämlich den demographischen Wandel in Deutschland. Im Jahr 2030 wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter auf 45,9 Millionen sinken, und bis 2060 werden es nur noch 35,7 Millionen Erwerbsfähige sein.
Dieser Rückgang der Arbeitskräfte steht im Zusammenhang mit einer sinkenden Geburtenrate. Besonders problematisch ist die Überalterung der Bevölkerung im Bereich der Altenpflege, da der Bedarf an Pflegefachkräften mit der zunehmenden Alterung der Gesellschaft steigt, was zu einem Teufelskreislauf führt.
Globaler Wettbewerb
Die Tatsache, dass gut ausgebildete und hochqualifizierte Arbeitnehmer in gefragten Berufen oft die Möglichkeit haben, aus einer Vielzahl von offenen Stellen zu wählen.
Sie sind in der Lage, selektiv vorzugehen und nicht das erste Angebot anzunehmen, das ihnen angeboten wird. Besonders in der stark globalisierten IT-Branche konkurrieren deutsche Unternehmen des Mittelstands mit internationalen Wettbewerbern und sind nicht immer erfolgreich.
Dies führt dazu, dass deutsche Fachkräfte zunehmend offen für internationale Karrieremöglichkeiten sind und ins Ausland gehen.
Mangelnde Attraktivität der Ausbildung
Die aktuelle Herausforderung im deutschen Bildungssystem, bei der immer mehr Schulabsolventen auf den akademischen Weg gelenkt werden, was zu einem Rückgang der Nachfrage nach dualen Ausbildungsplätzen führt.
Junge Menschen, die ein Studium absolvieren, entscheiden sich oft nicht für Berufe, die eine Aus- oder Fortbildungsqualifikation erfordern. Im Jahr 2020 erreichte die Nachfrage nach dualen Ausbildungsplätzen laut Bundesinstitut für Berufsbildung mit nur noch 439.300 einen neuen Tiefststand.
Viele Ausbildungsberufe, insbesondere im Handwerk und in der Pflege, kämpfen mit einem Image- und Attraktivitätsproblem.
Technologieschübe und Digitalisierung
Das Thema, wie Fortschritte in der Technologie und die voranschreitende Digitalisierung zu Fachkräftemangel beitragen. Durch die Digitalisierung entstehen neue Berufsfelder, die spezialisiertes Fachwissen erfordern, das viele Arbeitskräfte noch nicht besitzen.
Die rasante Entwicklung der Technologie erfordert hochspezialisiertes Fachwissen, um Schritt zu halten. Dieses Thema hat Auswirkungen auf die Entwicklung von Fachkräften und kann zu Engpässen führen.
Folgen des Fachkräftemangels
Mit den Konsequenzen, die eintreten, wenn sich die Prognosen zum Fachkräftemangel in den genannten Branchen und Regionen bewahrheiten.
Ein Fachkräftemangel kann drastische Auswirkungen und negative Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland haben. Dies umfasst Aufträge, die nicht angenommen werden können, was langfristig zu Umsatzeinbußen führen kann.
Zusätzlich werden hochqualifizierte Fachkräfte immer teurer und belasten die Etats der Arbeitgeber, insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen. Dies kann letztendlich die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass nachhaltiges Wirtschaftswachstum ohne ausreichend qualifizierte Fachkräfte kaum vorstellbar ist.
Fachkräftemangel – Lösung und Maßnahmen
Mehr als 50 Prozent der deutschen Unternehmen sehen den Fachkräftemangel als größte Gefahr für ihre Geschäftsentwicklung. Um dieser Herausforderung zu begegnen, ist die Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft erforderlich.
Es gibt verschiedene Ansätze, um Fachkräfteengpässe aufzulösen und einen Fachkräftemangel zu verhindern.
Das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung spielt eine entscheidende Rolle und hat die Hauptaufgabe, Fachkräfte für kleinere und mittlere Unternehmen zu finden, zu binden und zu qualifizieren. In der Liste werden weitere Lösungen und Maßnahmen aufgeführt, die in diesem Kontext relevant sind.
Schlummernde Potenziale heben
Die Notwendigkeit, ungenutzte Ressourcen auf dem Arbeitsmarkt zu aktivieren und zu nutzen. Bisher sind viele dieser Potenziale noch nicht ausreichend eingebunden oder genutzt worden.
Es geht darum, brachliegende Talente und Fähigkeiten zu entdecken und zu mobilisieren, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und die Wirtschaft zu stärken.
Frauen in der Familienphase einbinden
Frauen in der Phase, in der sie sich um ihre Familien kümmern, besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dies kann durch flexiblere Arbeitszeitgestaltung, die Möglichkeit von Remote-Arbeit oder die Bereitstellung von betrieblicher Kinderbetreuung erreicht werden.
Ziel ist es, die Ressourcen und Talente von Frauen zu nutzen und gleichzeitig die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.
Ältere Arbeitnehmer:innen binden
Die vorzeitige Pensionierung vieler Beschäftigter hat zu einem erheblichen Verlust an Fachkräften geführt. Um diesen Verlust auszugleichen, müssen ältere Fachkräfte dazu ermutigt werden, zurückzukehren.
Dies erfordert eine angemessene Qualifizierung, ein effektives betriebliches Gesundheitsmanagement und eine altersgerechte Gestaltung der Arbeit.
Die Kombination aus umfassendem Fachwissen und langjähriger Berufserfahrung älterer Arbeitnehmer:innen zusammen mit der Dynamik jüngerer Beschäftigter stellt eine wertvolle Ressource auf dem Fachkräftemarkt dar.
Zuwanderung fördern
Ohne jegliche Zuwanderung würde es in Deutschland im Jahr 2060 ein Drittel weniger Erwerbstätige geben. Dies stellt einen wichtigen Hebel dar, der von vielen Unternehmen bisher nicht ausreichend genutzt wird.
Um Fachkräfte gezielt aus dem Ausland anwerben zu können, müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen stimmen, einschließlich Aufenthalts- und Arbeitserlaubnissen.
Damit das langfristige Recruiting im Ausland erfolgreich funktioniert, ist auch die Integration der neuen Kolleginnen und Kollegen durch Sprachkurse und kulturelle Angebote im Unternehmen von großer Bedeutung.
Menschen mit Behinderung inkludieren
Hier ist es vor allem wichtig, individuelle Qualifizierungsangebote bereitzustellen, um Menschen mit Behinderungen zu Fachkräften weiterzuentwickeln.
Fast 180.000 Menschen mit Schwerbehinderung möchten laut der Agentur für Arbeit gerne arbeiten und verfügen bereits über überdurchschnittlich gute Qualifikationen.
Teilzeitkräfte aufstocken
Im Jahr 2019 arbeiteten mehr als 4,6 Millionen Menschen in Teilzeit, wovon fast 4 Millionen Frauen waren. Das Potenzial, diese Teilzeitkräfte zu motivieren, mehr zu arbeiten, ist erheblich.
Der Schlüssel dazu liegt in der Gestaltung von flexiblen und attraktiven Arbeitszeitmodellen, die die Aufstockung der Arbeitsstunden ermöglichen.
Dies kann dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu mildern und gleichzeitig die berufliche Entwicklung von Teilzeitkräften zu fördern.
Hybride Arbeitsmodelle entwickeln
Die Corona-Krise hat gezeigt, dass in vielen Unternehmen Fachkräfte problemlos mobil arbeiten können, sofern die arbeitsrechtlichen und technischen Voraussetzungen gegeben sind.
Selbst wenn Remote Work nicht zur Norm wird, können die Entwicklung hybrider Arbeitsmodelle dazu beitragen, die Produktivität und Motivation der bereits vorhandenen Fachkräfte zu steigern.
Dies ermöglicht eine flexiblere Arbeitsweise und trägt zur Bewältigung des Fachkräftemangels bei
Unternehmenskultur optimieren
Früher konnten Unternehmen darauf warten, dass sich geeignete Bewerber von selbst melden, aber diese Zeiten sind vorbei. Aktives Recruiting und ein respektvoller Umgang mit potenziellen neuen Fachkräften sind heute unerlässlich.
Unternehmen disqualifizieren sich durch Standardabsagen und langanhaltendes Schweigen im Bewerbungsprozess. Wenn Fachkräfte einmal für ein Unternehmen gewonnen wurden, ist es entscheidend, sie durch eine offene und wertschätzende Unternehmenskultur langfristig zu binden.
Je offener und flexibler ein Unternehmen mit seinen Mitarbeitenden umgeht, desto größer sind die Chancen, auch in Zukunft qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
Fazit
Insgesamt kann festgestellt werden, dass der Fachkräftemangel in Deutschland eine ernsthafte Herausforderung für Unternehmen und die Wirtschaft darstellt.
Um diesem Problem zu begegnen, sind vielfältige Maßnahmen erforderlich, darunter die Förderung von Zuwanderung, die Einbindung von Menschen mit Behinderung, die Aufstockung von Teilzeitkräften und die Entwicklung hybrider Arbeitsmodelle.
Eine optimierte Unternehmenskultur, aktives Recruiting und die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind ebenfalls entscheidend. Durch die Nutzung dieser Ansätze können Unternehmen langfristig qualifizierte Fachkräfte gewinnen und binden, was für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum unerlässlich ist.